Bild: Jubelszene aus dem Jahr 2018 (von links): Aleksandro Petrovic, Christian Brucia, Maxi Hain, Moritz Sassmann, Sammy Ammari und Maxi Drum.

„Der Rekord spiegelt mein Leben wider“

Doppel-Interview mit den Rekord-Spielern der Regionalliga Bayern Ammari und Petrovic 

Bei der 2:4-Niederlage am Freitag gegen den TSV Aubstadt hat Buchbachs Angreifer Sammy Ammari seine 341. Partie in der Fußball-Regionalliga Bayern bestritten und damit seinen Trainer Aleksandro Petrovic als Rekordspieler der Liga abgelöst. In einem Doppel-Interview verraten die beiden Protagonisten ihre persönlichen Highlights und geben Einschätzungen zur Elite-Liga Bayerns und zur Zukunft des TSV Buchbach ab.

Was bedeutet Ihnen der Rekord nach einer langen Karriere im Umfeld zwischen Amateur- und Profi-Fußball?

Sammy Ammari: „Der Rekord spiegelt im Grunde auch mein Leben wider: Ich habe den Fußball immer an erste Stelle gestellt, dafür gelebt und bin – Gott sei Dank – dabei gesund und verletzungsfrei geblieben. Ich habe viel Zeit und Energie investiert. Trotzdem ist das alles nicht so wichtig wie die vielen besonderen Momente, die ich auf und neben dem Platz erleben durfte. All das war nur möglich, weil ich ein stabiles und unterstützendes Umfeld hatte – ohne Zweifel. Besonders meine großartige Partnerin hat mich immer unterstützt. Sie war stets bereit, auf einiges zu verzichten, damit ich meinem Hobby und meiner Leidenschaft nachgehen konnte. Meine Familie war immer für mich da seit ich ein Kind war und hat mir ein positives Gefühl vermittelt. Es ist entscheidend, über so eine lange Zeit hinweg immer wieder neue Energie und Motivation zu finden, um diesen Aufwand betreiben zu können. Und genau das habe ich getan – bei allen Stationen, bei denen ich war.“

Aleksandro Petrovic: „Mir bedeutet der Rekord gar nichts mehr, da ich jetzt Trainer bin und auch so wahrgenommen werden will. Als Spieler hatte es schon einen Stellenwert und war auch ganz cool. Jetzt bin ich froh, den Titel los zu sein.“

An welche Spiele erinnern Sie sich nach 340 Einsätzen, was waren die Höhepunkte, welche Niederlagen haben besonders geschmerzt?

Ammari: „Besonders hängengeblieben ist bei mir eine meiner ersten Stationen in Ingolstadt – genauer gesagt die Niederlage in Buchbach, bei der wir in Überzahl verloren haben. Danach mussten wir noch Sprints machen, weil wir es nicht geschafft hatten, gegen einen Gegner in Unterzahl zu gewinnen. Da habe ich zum ersten Mal wirklich gespürt, was Leistungsprinzip bedeutet. Wir mussten einfach sprinten, und uns wurde ganz klar gesagt, dass es so nicht reicht für den Profifußball, wenn man solche Spiele nicht gewinnt. Das war ein erstes, richtiges Hallo-wach-Erlebnis. Später dann noch einmal in Buchbach – diesmal in der Relegation. Wir mussten ins Elfmeterschießen, und das war mein erstes Elfmeterschießen, bei dem es wirklich um etwas ging: den Klassenerhalt. Da hing emotional sehr viel dran. Natürlich gab es daneben auch viele andere tolle Spiele, aber auch schmerzhafte Niederlagen. Spiele, in denen man gespürt hat, dass es läuft – aber auch solche, bei denen eben nichts zusammenlief.“

Petrovic: ⁠„Tatsächlich sind mir jetzt mehr die Spiele als Trainer in Erinnerung geblieben. Das Spiel vor zwei Jahren gegen Aubstadt, das letzte vor der Relegation oder das Relegationsspiel in Bamberg, die gesamte letzte Saison. Als Spieler waren die Spiele gegen die Löwen ganz cool oder die Derbys gegen Burghausen. Da habe ich ja auch ab und an getroffen. An Niederlagen erinnere ich mich nicht so gut.“

Welcher Gegenspieler ist Ihnen in Erinnerung geblieben, weil er besonders stark, besondere Technik hatte oder eventuell sehr unfair war? Welche Freundschaften mit Spielern anderer Vereine sind durch die vielen Spiele entstanden?

Ammari: „Als Gegenspieler ist mir besonders Pierre-Emile Højbjerg in Erinnerung geblieben – damals in meiner Zeit bei Heimstetten. Wir haben da ordentlich eine Packung bekommen und man hat sofort gemerkt, wie groß der Unterschied war – körperlich, also physisch, aber auch in der Handlungsschnelligkeit, Technik und Präsenz im Mittelfeld. Das war ein echtes Erlebnis, das mir gezeigt hat, was alles möglich ist – auch wenn man im gleichen Alter und in der gleichen Liga spielt. Trotzdem gibt es da teilweise riesige Unterschiede. Wenn man dann noch sieht, welchen Weg er gegangen ist, muss man das einfach anerkennen. Das ist definitiv etwas, das mir im Gedächtnis geblieben ist. Grundsätzlich sind über die Jahre viele Freundschaften entstanden. Dadurch, dass ich bei vielen Stationen war, habe ich mit und gegen viele Spieler gespielt. Zu vielen habe ich heute noch Kontakt. Deshalb möchte ich niemanden speziell herausheben – manche Verbindungen bleiben, andere verlieren sich, aber das ist ganz normal. Wichtig ist, dass man mit vielen noch im Austausch steht. Das ist auch das Schöne am Sport: Man trifft sich immer wieder, pflegt die Kontakte und hält sie aufrecht.“

Petrovic: „Tatsächlich hatte ich die härtesten Gegner im Training mit Maxi und Hannes Hain. Die haben teilweise an mir geklebt. Und dadurch, dass das Training bei uns so anspruchsvoll und hart war, wusste ich, am Wochenende kann es nicht schlimmer sein. Freundschaften sind einige entstanden. Zum Beispiel: Ich habe nie mit Lukas Kling zusammengespielt, immer nur gegen ihn. Heute pflegen wir einen guten Kontakt und tauschen uns regelmäßig aus.“

Wer war in der langen Zeit Ihr liebster Mitspieler und warum?

Ammari: „Das ist schwierig zu sagen, denn ich stand mit so vielen tollen Fußballern gemeinsam auf dem Platz, dass ich niemanden speziell hervorheben kann – und auch nicht möchte. Zu jeder Zeit und bei jedem Verein waren immer coole und starke Spieler dabei. Ich konnte von vielen etwas lernen und mir bei jedem ein bisschen was abschauen. Deshalb fällt es mir wirklich schwer, da eine einzelne Person herauszuheben.“

Petrovic: „⁠Puh, da gab es einige. Da einen hervorzuheben, wäre den anderen gegenüber unfair, weil es wirklich viele gute Mitspiele waren. Mit vielen bin ich heute noch in Kontakt.“

Wie sehen Sie das Niveau der Regionalliga Bayern im Vergleich zu den anderen Regionalligen?

Ammari: „Schwierige Frage, denn es wird oft gesagt, dass die Regionalliga Bayern eher zu den schwächeren Ligen zählt. Aber grundsätzlich ist ja in den vergangenen Jahren immer wieder ein Team aus dieser Liga aufgestiegen. Wenn ich mir zum Beispiel Regensburg oder Unterhaching anschaue, die ihre Aufstiegsspiele gewonnen haben, zeigt das deutlich: Die Liga hat absolut ihre Berechtigung und ist meiner Meinung nach gleichwertig zu den anderen Regionalligen.“

Petrovic: „Es heißt ja immer die anderen Regionalligen seien uns voraus. Komischerweise steigt nahezu immer unser Meister in der Relegation dann auf. Da geht die Rechnung dann irgendwie nicht auf. Ich sehe uns definitiv auf dem gleichen Niveau wie die anderen Regionalligen.“

Wenn der Meister direkt aufsteigen soll, wird es wohl auf 4 Ligen hinauslaufen, kann sich da der TSV Buchbach noch halten?

Ammari: „Wenn es einen Verein gibt, der in der Vergangenheit allen Widerständen getrotzt und jede Herausforderung gemeistert hat, dann ist es der TSV Buchbach. Das Potenzial des Umfelds und die ruhige, kontinuierliche Arbeit im Verein machen es möglich, mit der Zeit zu gehen und sich flexibel an alle Eventualitäten anzupassen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir sowohl Abstiegskampf können als auch Vizemeister werden. Das spricht für die Widerstandsfähigkeit und Stabilität. Der TSV Buchbach ist gut aufgestellt – auch für die Zukunft. Die Verantwortlichen handeln stets im Sinne des Vereins, treffen professionelle Entscheidungen und sind bereit, die notwendigen Schritte zu gehen, um den gemeinsamen Weg weiter erfolgreich zu gestalten – vorausgesetzt, sie wollen diesen Weg auch mitgehen.

Petrovic: „Sollte es auf 4 Ligen hinauslaufen, dann wird es für uns finanziell und strukturell noch schwerer als es eh schon ist. Wäre aber eine Frage an unsere Führungsetage.“

Wie sind Ihre Zukunftspläne, darf Buchbach mit Ihnen auch in den nächsten Jahren noch rechnen?

Ammari: „Ich habe schon immer nach Bauchgefühl und Intuition entschieden, wie es weitergeht und was für mich am besten ist. So bin ich die letzten Jahre meinen Weg gegangen – und genau das ist auch ein Grund, warum ich so lange dabeigeblieben bin. Ich hatte immer das Gefühl, dass es im jeweiligen Moment genau so richtig ist und habe dann entschieden, was am besten passt. Deshalb kann ich aktuell noch nichts Konkretes sagen. Ich werde mir zur richtigen Zeit Gedanken machen. Dann wird man sich zusammensetzen und gemeinsam eine Lösung finden, die für alle passt. Es ist alles möglich.“

Petrovic: „Ich fühle mich wohl in Buchbach. Es ist nach Roter Stern Belgrad mein Verein. Alles andere lasse ich auf mich zukommen und schaue was die Zukunft bringt.“

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