Bild: Aleksandro Petrovic wechselt zu Greuther Fürth in die 2. Bundesliga.
Petrovic wechselt in die 2. Bundesliga
Buchbacher Coach als Co-Trainer zu Greuther Fürth – Emotionaler Abschied nach 15 Jahren
Schwerer Schlag für den TSV Buchbach in der Fußball-Regionalliga-Bayern: Urgestein und Erfolgscoach Aleksandro Petrovic hat zum 1. Dezember den Kultverein verlassen und ist ab sofort Co-Trainer beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth, der ja am Montag seinen bisherigen Trainerstab um Chefcoach Thomas Kleine entlassen hat. Ein äußerst turbulenter Start also bei seinem neuen Arbeitgeber für Petrovic, dessen Engagement nichts mit der aktuellen Entwicklung zu tun hat.
„Das ist eine einmalige Chance für mich, auch wenn der Abschied nach fast 15 Jahren in Buchbach unglaublich weh tut“, ringt der 37-jährige A-Lizenz-Inhaber mit seinen Emotionen. Die Fürther Offerte traf schon vor einigen Wochen bei Petrovic und den Rot-Weißen ein, doch wollte der amtierende Vizemeister zumindest die letzten Spiele des Jahres keine Unruhe im Verein und natürlich mussten auch die Vertragsdetails geklärt werden. „Für uns ist das ein Riesenverlust, Ali ist seit 2011 im Verein, aber wir wollen ihm auf seinem Weg natürlich keine Steine in den Weg legen. Mit Fürth ist alles sauber abgelaufen“, wünscht Buchbachs Abteilungsleiter Georg Hanslmaier Petrovic „alles erdenklich Gute im Haifischbecken Profi-Fußball“ und erklärt: „Uns fällt das schon sehr schwer.“ Einen Nachfolger für den ehemaligen Rekordspieler der Liga, der bis Sommer nächsten Jahres Vertrag hatte, gibt es noch nicht, wenngleich die Gespräche bereits laufen und auch schon Präferenzen ausgelotet wurden. Hanslmaier: „Wir stehen nicht unter Zugzwang, sind gut aufgestellt und werden uns die Zeit nehmen, um einen Nachfolger zu finden, mit dem wir dann auch in die nächste Regionalliga-Saison gehen können. Da werden wir sicher nichts überstürzen.“
Die 3:4-Niederlage vor Wochenfrist gegen den FC Bayern München II war also das letzte Heimspiel für Petrovic, der seinen Herzensverein auch am Freitag bei der unglücklichen 0:1-Niederlage in Würzburg ein letztes Mal gecoacht hat. „Auch wenn es vertraglich noch nicht feststand, habe ich es meinen Jungs natürlich gesagt. Ich wollte, dass sie es aus meinem Mund erfahren und ich habe ihnen auch gesagt, dass es ihr Verdienst sei, dass ich diese Chance bekomme.“ O-Ton der Kabinenansprache: „Alles, was ich erreicht habe, habt Ihr geschaffen.“
Beim Kleeblatt erhält Petrovic einen Vertrag bis Sommer 2028 und wird dort Co-Trainer. Das Engagement beim renommierten Zweitligisten erhöht natürlich die Chance, möglichst schnell einen Platz für die begehrte Ausbildung zum Fußball-Lehrer zu bekommen.
Dass die sensationelle Rettungsaktion in der Saison 2023/24, als Buchbach mit zehn Punkten überwintern musste und die anschließende Vizemeistermeisterschaft in der nächsten Spielzeit nicht unbemerkt bleiben würden, war eigentlich klar und so war auch Buchbachs Sportlichem Leiter Andreas Bichlmaier bewusst: „Ali hat sich das verdient und es wird nicht leicht, jemanden zu finden, der in seine Fußstapfen treten kann. Aber der Boden ist bestellt, man hat gesehen, was möglich ist.“
So schwer der Verlust auch wiegt, Hanslmaier macht es auch sehr stolz: „Wir sehen ja die gute Arbeit, die Ali geleistet hat und wie er sich aus der vermeintlich so verpönten Regionalliga Bayern ins Rampenlicht geschoben hat. Da sieht man ganz deutlich, dass die Profi-Vereine die Liga schon im Blick haben. Ali hat bei uns in 15 Jahren als Spieler und Trainer einen Top-Job gemacht, hat bei uns alles erlebt, was man sich vorstellen kann und deswegen ist es uns eine große Ehre, dass einer von uns diese Chance bekommt und den Sprung wagt. Sollte es aus irgendeinem Grund nicht klappen, stehen Ali bei uns immer alle Türen offen, unsere Telefonnummer hat er ja.“
Aus seiner Verbundenheit mit den Rot-Weißen hat Petrovic noch nie einen Hehl gemacht: „Mir liegt der Verein unfassbar am Herzen. Und mir ist es wichtig, dass ich Buchbach zu einem Zeitpunkt verlassen kann, in dem der Verein besser dasteht als es vor 15 Jahren war. Ich bin als Stadtmensch gekommen und bin auf dem Dorf angekommen. Das ist eine echte Erfolgsgeschichte. Ich habe so viele schöne Momente hier erlebt, aber auch Tage, die nicht so schön waren. Für beides bin ich dankbar, für die Freude und für die Dinge, die mir nicht so gut gefallen haben, die mich aber viel gelehrt haben. Die wichtigste Botschaft ist, immer Mensch zu bleiben, das habe ich in Buchbach gelernt.“
Als werdender Vater, der in den nächsten Wochen ein Töchterchen erwartet, wird der gebürtige Serbe, der in Giesing groß geworden ist, erst einmal im Hotel wohnen und sich dann nach einer Wohnung in Fürth umschauen. Wobei: Überschlagen haben sich für Petrovic natürlich die Ereignisse in einem Ausmaß, das nicht zu erwarten war: „Meine Frau ist in Wien und wir hatten geplant, dass ich dann im Dezember zu ihr komme, der Plan war so nicht ausgelegt. Aber manchmal bietet das Leben Chancen und fragt nicht nach dem Moment. Das ist schon sehr turbulent.“
Im Hinterkopf war die unerwartete Chance freilich schon längst verankert und mit seiner Frau auch vor der Eheschließung abgesprochen, sonst hätte der Weg so wohl nicht stattfinden können: „Es ist freilich nicht der glücklichste Augenblick, meine Frau hat jetzt nicht gerade Freudensprünge gemacht, aber sie unterstützt mich trotzdem und will den Weg mit mir gehen. Ich hatte ja auch schon im Sommer einige Angebote, die ich abgelehnt habe. Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass es einfach passt. Fürth ist ja schließlich auch nicht irgendein Club, sondern eine tolle Adresse!“
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